Erfahrungsbericht einer Ehrenamtlichen

Erfahrungsbericht einer Ehrenamtlichen

Was bewegt Menschen, sich mit den Themen Sterben und Tod zu befassen?

Ein Erfahrungsbericht von Renate Berg

Sicher gibt es da eine ganze Reihe an Gründen, bei mir war es eindeutig meine Angst. Auf meinem Lebensweg war ich an einem Punkt, an dem ich dachte: „Weitermachen mit Verdrängen wie bisher oder  mich der Angst stellen“?

Sicher gibt es da eine ganze Reihe an Gründen, bei mir war es eindeutig meine Angst. Auf meinem Lebensweg war ich an einem Punkt, an dem ich dachte: „Weitermachen mit Verdrängen wie bisher oder  mich der Angst stellen“?

Zum Glück entschied ich mich für Letzteres. Als die VHS Cloppenburg einige Jahre später einen Lehrgang „Zur Vorbereitung auf die Mitarbeit im Hospiz“ anbot, war mir sofort klar, dass ich daran unbedingt teilnehmen wollte.

Der Lehrgang lief von November 1996 bis April 1997 und war eine unglaubliche Erfahrung, sowohl für jede einzelne Teilnehmerin als auch für die Gruppe. Allein das Anfangswochenende mit dem intensiven Auseinandersetzen des eigenen Todes, den vielen Übungen und  Gesprächen schweißte die Gruppe sehr zusammen.

In der Vorbereitungszeit ging es u.a. um Gesprächsführung, rechtliche Fragen, den Besuch eines stationären Hospizes und eines Bestatters. Ein wichtiger Aspekt war außerdem der Zugang zu Sterben und Tod  im Hinblick auf christliche und andere Religionen.

Gleich nach Beendigung des Lehrgangs im April 1997 wurde der Hospizdienst für den Landkreis Cloppenburg e.V. gegründet. Hochmotiviert machten wir Gründungsmitglieder uns auf den langen und zunächst recht holprigen Weg.

An meine erste Begleitung kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war ein Vater mit noch recht jungen Kindern, den ich zu Hause besuchte. Beim ersten Mal mit gewaltigem Herzklopfen. Erstaunlicherweise ließ das aber schnell nach, als ich an seinem Bett saß. Stattdessen spürte ich eine innere Ruhe, mit der ich mich dem Mann ganz zuwenden konnte. Es folgten gute Gespräche und zwischendurch auch mal gutes Schweigen.

Als ich nach dem ersten Besuch nach Hause ging, nahm ich die Umgebung ganz anders wahr, mit einer großen Dankbarkeit für meine Gesundheit, die es mir erlaubte diese Aufgabe erfüllen zu können. Es folgten noch viele Begleitungen, manche recht kurze, aber auch längere, über Monate, teils Jahre andauernde.

Zu den Begleitungen sind im Laufe der Jahre eine Reihe neuer Aufgaben hinzugekommen. U.a. die Mitarbeit im Vorstand seit 1999, ein Trauerbegleiterkurs im Bildungswerk sowie eine Vorbereitung auf „Hospiz macht Schule“. Im Rahmen einer Projektwoche werden Kindern einer 3. oder 4. Grundschulklasse die Themen Krankheit, Sterben, Tod und Trauer vermittelt. Das ist eine bereichernde und freudvolle Herausforderung, weil sich die Kinder offen und bereitwillig auf dieses Angebot einlassen.

Einmal im Monat leite ich zusammen mit einem Kollegen den Gesprächskreis für trauernde Eltern und führe nach Bedarf  auch Einzelgespräche mit Trauernden. Meine Entscheidung für die Hospizarbeit war genau richtig und ist auch noch nach 22 Jahren eine erfüllende und bereichernde Aufgabe.

Ende Januar 2021 beginnt über das Bildungswerk Cloppenburg wieder ein neuer Vorbereitungskurs für die ehrenamtliche Hospizbegleitung. Ich kann nur jeden ermutigen, der sich von dieser Aufgabe angesprochen fühlt, sich gerne nähere Informationen über das Bildungswerk oder direkt beim Hospizdienst zu holen.

Renate Berg